Freitag, 13. Februar 2009

Schriftsteller in den Glarner Bergen

238.
Schriftsteller in den Glarner Bergen
Tödi, Glärnisch, Mürtschenstock und Kärpf: Die Glarner Berge haben die Literaten seit jeher angezogen und zu Texten inspiriert. Eine literarische Tour d'Horizon mit Geschichten von Max Frisch, Hans Morgenthaler, Ludwig Hohl, Kaspar Freuler, Tim Krohn und anderen, geführt vom Bergsteiger und Schriftsteller Emil Zopfi.
Emil Zopfi, Schriftsteller und Bergsteiger, Obstalden GL
Mittwoch, 18. Feb. 2009, 19:30 Uhr, Hörsaal 1, Kantonsschule Glarus

Montag, 9. Februar 2009

Türkei und Griechenland: Konflikte und ihre historischen Wurzeln (Teil 2)

237.

Türkei und Griechenland: Konflikte und ihre historischen Wurzeln
(Teil 2)
Die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei waren seit dem Vertrag von Lausanne 1923 lange Zeit unproblematisch. Erst in den fünfziger Jahren trübte der bis heute ungelöste Zypernkonflikt das bilaterale Verhältnis. In den siebziger Jahren entstand in der Ägäis wegen der Erdölvorkommen ein weiterer Konfliktherd. Diese Konflikte eskalierten trotz langjähriger gemeinsamer Mitgliedschaft der Türkei und Griechenlands in der NATO und sind einzig von ihren historischen Wurzeln her zu verstehen. Nur eine Gesamtlösung aller Konfliktfelder unter einem gemeinsamen, europäischen Dach kann jetzt gefordert sein. - Mit Dias.
Prof.Dr.phil. Paul Meinrad Strässle, Universität Zürich
Mittwoch, 11. Feb. 2009, 19:30 Uhr, Hörsaal 1, Kantonsschule Glarus

Mittwoch, 4. Februar 2009

Türkei und Griechenland: Konflikte und ihre historischen Wurzeln (Teil 1)

237.

Türkei und Griechenland: Konflikte und ihre historischen Wurzeln (Teil 1)
Die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei waren seit dem Vertrag von Lausanne 1923 lange Zeit unproblematisch. Erst in den fünfziger Jahren trübte der bis heute ungelöste Zypernkonflikt das bilaterale Verhältnis. In den siebziger Jahren entstand in der Ägäis wegen der Erdölvorkommen ein weiterer Konfliktherd. Diese Konflikte eskalierten trotz langjähriger gemeinsamer Mitgliedschaft der Türkei und Griechenlands in der NATO und sind einzig von ihren historischen Wurzeln her zu verstehen. Nur eine Gesamtlösung aller Konfliktfelder unter einem gemeinsamen, europäischen Dach kann jetzt gefordert sein. - Mit Dias.
Prof.Dr.phil. Paul Meinrad Strässle, Universität Zürich
Mittwoch, 04. Feb. 2009, 19:30 Uhr, Hörsaal 1, Kantonsschule Glarus
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Zusammenfassung / Rückblick:

Türkei und Griechenland: Konflikte und ihre historischen Wurzeln
Prof. Dr. phil. Paul Meinrad Strässle, 1.Abend , Mi.4.Febr. 2009


Nach einer längeren Einleitung beleuchtet Meinrad Strässle die beiden Konfliktfelder Ägäis und Zypern, zuerst aktuell, anschließend historisch.

Seit 1952 sind Griechenland und die Türkei als NATO-Mitglieder miteinander verbündet, was aber Konflikte nicht verhindert hat. Die Türkei ist für die USA ein Schlüsselstaat (geographische Lage, wachsende Bevölkerung, ökonomische Bedeutung, politischer Einfluss auf den Nahen Osten).

Zypern:
Die Aufnahme von Zypern in die EU 2004 wurde vom türkisch besetzten Nordteil nicht anerkannt, so dass effektiv nur der griechische Südteil unter dem Namen „Republik Zypern“ Mitglied der EU ist. Für die Türkei ist es nicht auszudenken, das diese Insel, die nur 65 km von der türkischen Küste mit wichtigem Ölhafen und Militärbasis liegt, als Ganzes ihrem Einfluss entgleiten würde. Die Türkei fühlt sich verpflichtet, ihre türkischen Brüder zu beschützen. Im türkischen Nordteil ist türkisches (40'000) und türkisch-zypriotisches Militär stationiert, im Südteil stehen 10'000 Mann der Nationalgarde und es hat zwei britische Militärbasen (3’900 Mann), welche von hier aus den Luftraum bis zum persischen Golf abhorchen. Ein bewaffneter Konflikt auf diesem strategisch wichtigen Stützpunkt wäre eine Katastrophe.

Ägäis:
Die Ägäis mit ihren 2383 Inseln und Inselchen gehört geographisch gleichermaßen zu Griechenland und zur Türkei; nirgends lässt sich geographisch eine Trennlinie ziehen. Bezüglich Vegetation und Geologie bietet sich überall dasselbe Bild und die Zone der heftigen Erdbeben zieht sich quer von Griechenland durchs Meer in die Türkei. Praktisch alle Inseln waren aber schon immer von Griechen bewohnt (und früher auch ein größerer Teil der türkischen Küste). Anfänglich war für alle Uferzonen die 6-See-Meilen-Grenze in Kraft. Solange sie galt, war etwa die Hälfte des Gewässers international und etwa ein Viertel griechisch. Seit aber Griechenland 1958 die 12-Meilen-Grenze beansprucht, ist nur noch ein Fünftel des Wassers international, drei Viertel griechisch und 9% türkisch. Deshalb will die Türkei, welche an ihren übrigen Küsten selber die 12-Meilen-Grenze postuliert, diese in der Ägäis nicht anerkennen. Die griechischen Inseln liegen so nahe an der türkischen Küste, dass sich türkische Schiffe kaum bewegen können, ohne in griechische Gewässer zu geraten. Erhoffte Ölvorkommen im Meer führten 1970 zu Reibereien, außerdem geben die Lufthoheit (immer wieder Luftraumverletzungen durch Militärflugzeuge), die Radarüberwachung und die Luftkontrolle der NATO Anlass zu widersprüchlichen Meinungen. Die Griechen markieren auf Inseln direkt vor der Nase der Türken militärische Präsenz und die Türkei unterhält südlich von Izmir eine eigene 4.Armee, die nicht der NATO unterstellt ist und die Griechen mit Manövern, welche Eroberungen vom Meer her üben, nervt. (Sie war es, welche 1974 Nord-Zypern besetzte)

Da beide Länder von den Touristen an den herrlichen Badestränden enorm profitieren, versuchen sie, Konflikte in diesem Gebiet zu vermeiden.

Historische Hintergründe
Nach 400 zerfiel der westliche, lateinische Teil des römischen Reiches, während das abgetrennte, griechische Oströmische Reich (das „byzantinische Reich“) noch 1000 Jahre weiter existierte. Dazu gehörte Kleinasien mit der Hauptstadt Konstaninopel (älter: Byzanz). Schon um 400 n.Chr. tauchten im Norden und Osten türkische Stämme auf. Aber erst nach 1000 wurde das christliche byzantinische Reich von Osten her von den seit kurzem zum Islam bekehrten, mächtigen Seldschuken (einem Volk der Türken) bedrängt. Das christlich griechische Reich verlor in den nächsten Jahrhunderten ständig Gebiete an die Türken und zerfiel in einzelne Teile. Konstantinopel wurde umgangen und Nordgriechenland und Bulgarien erobert. (Serben auf dem Amselfeld d.h. „Kosovo“ 1389 geschlagen). Das byzantinische „Reich“ bestand schließlich nur noch aus der Hauptstadt Konstaninopel, welche 1453 grausam erobert wurde. Seit dieser Zeit sind die Türken mit ihrem Islam und ihrer völlig fremden Sprache die Feinde der Griechen. Der Peloponnes wurde schon 1460 türkisch, die Ägäis 1566, Zypern ging 1573 trotz dem venezianischen Seesieg bei Lepanto von Venedig an die Türken verloren. Kreta wurde erst 1665 den Venezianern abgenommen. Unter dem Namen „Osmanisches Reich“ entstand ein Gebiet, das von Ägypten (mit Vasallen bis Algerien), Arabien, Irak bis nach Wien reichte. Die Türken waren religiös tolerant. Sie achteten den griechischen Patriarchen in Konstantinopel und beherrschten durch ihn die Griechen. Es gab Griechen bis in höchste Ämter am osmanischen Hof. Wenn trotzdem viele Griechen auswanderten, war es aus wirtschaftlichen Gründen (hohe Steuern) und nicht weil sie religiös verfolgt worden wären.

Um 1770 führte die russische Zarin Katharina die Große einen erfolgreichen Krieg gegen die Türken. Sie - die Russisch-orthodoxe - fühlte sich als Schutzherrin der griechisch-orthodoxen Kirche, bot griechischen Söhnen eine Schule in Russland zur Ausbildung an und erwirkte Verbesserungen für Griechisch-orthodoxe im Osmanischen Reich.

1815, am Wiener Kongress wurde das wachsende Streben der Griechen (die sich selber Hellenen nennen) nach Freiheit nicht berücksichtigt, aber als die Griechen selber mit einem Aufstand den Krieg gegen die Türken aufnahmen, war die Sympathie in Europa groß: Engländer, Franzosen und Russen kamen zu Hilfe. Bis 1834 war der südliche Teil Griechenlands und viele Inseln befreit. (Kreta war bis 1898 türkisch und kam erst 1912 an Griechenland). Nach dem ersten Weltkrieg besetzten die Griechen mit Billigung der „Entente“ die Stadt Smyrna mit wenig Umland an der türkischen Küste, weil dort sehr viele Griechen lebten. Ein griechisches Heer versuchte das Gebiet zu erweitern, wurde aber von den Türken unter der neuen Regierung von Mustafa Kemal (Atatürk) geschlagen und vertrieben. In der Folge mussten ca. 1,2 Millionen Griechen (v.a. aus Smyrna und Umgebung, aus Istanbul und von der Nordküste, d.i. Pontus) die Türkei verlassen (fast zeitgleich mit den Armeniern, sofern sie noch lebten) und im Gegenzug wurden etwa 400'000 Türken aus Griechenland vertrieben. (Auch aus Georgien und Armenien wanderten viele Griechen aus). Im Friedensvertrag wurden alle ägäischen Inseln Griechenland zugesprochen, außer der südlichen Gruppe des sog. „Dodekanes“, die zusammen mit Rhodos von 1911 bis 1947 von Italien verwaltet wurden. Auf den beiden einzigen Inseln, die der Türkei zugesprochen wurden (Imbros und Tenedos) wurden in der Folge die griechischen Bewohner systematisch benachteiligt und von zugezogenen Türken zur Abwanderung gedrängt.

1930 kam es zum Schlichtungspakt, zur Versöhnung und einem Handelsabkommen zwischen Griechenland und der Türkei. Der Grieche Venizelos und Kemal (Atatürk) verstanden sich so gut, dass sogar die Idee eines Staatenbundes aufkam. Griechenland setzte sich dafür ein, dass die Türkei in den Völkerbund aufgenommen wurde und die Türkei half später im 2.Weltkrieg den Griechen mit Lebensmitteln. (Forts.: Zypernkonflikt)
(Text: Dr. Markus Nöthiger)