Dienstag, 23. Oktober 2007

100 Jahre Innovation durch Therma und Electrolux

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100 Jahre Innovation durch Therma und Electrolux

Eingeladen von der Volkshochschule Glarus wird Frau Dr. Sibyll Kindlimann, die Leiterin des Glarner Wirtschaftsarchivs, im Hänggiturm auf dem Industrieareal Mühle einen Vortrag zu einem spannenden Stück Glarner Industriegeschichte halten und ihre Ausstellung zur Geschichte der Therma in Schwanden vorstellen. Sibyll Kindlimann ist bekannt dafür, dass sie mit Wort und Bild das Wesentliche in kurzer Zeit vermittelt und ihre Zuhörer fesselt. Nicht verpassen!
Dr. Sibylle Kindlimann, Schwanden und Winterthur

Dienstag, 23. Okt. 2007, 19.30 Uhr, Industrieareal Mühle, Schwanden

Dienstag, 2. Oktober 2007

Die Schiiten (2)

221.

Die Schiiten (2)

Die Schiiten hatten sich bereits kurz nach dem Tode des Propheten Mohammed von den Sunniten getrennt - eher aus politischen als aus religiösen Gründen. Sie bilden heute mit etwa 200 Mill. Anhängern die zweitgrösste Gruppe im Islam, stellen aber nur im Iran die absolute Mehrheit. Ihre Geschichte ist eine Kette von Verfolgung und Unterdrückung.
Dr. Sigrid Hodel-Hoenes, Weite (SG)

Dienstag, 02. Okt. 2007, 19.30 Uhr, Hörsaal 1, Kantonsschule Glarus

Zusammenfassung 2.Abend Dienstag, 2. Oktober 2007

Die Schiiten (2), Dr. Sigrid Hodel-Hoenes

Bei den Schiiten ist der Glaube an die religiöse Autorität fest verwurzelt. Ihre 12 Imame (Achtung: Es gibt zwei völlig verschiedene Bedeutungen: neben den 12 Nachfolgern Mohammeds, gibt es den ge­wöhnlichen Vorb­eter in jeder Moschee, der auch Imam genannt wird!!!) stehen in direkter Verbindung zu Allah, weit weg von normalen Menschen, sie sind sozusagen Gott gleich. Die Ayatollahs im Iran hü­ten sich zwar, sich Imam zu nennen, aber sie benehmen sich so und werden anerkannt als absolut höch­ste Instanz, über der weltli­chen Regierung; Ahmadinejad sagt bestimmt nichts, was dem Ayatollah Cha­menei missfällt. (So etwas ist den Sunniten völlig fremd, aber die sind ja – von den Schiiten aus gesehen – Ungläubige!). Es geht im Iran nicht vorwärts, weil alles, was sich mit dem Islam nicht verträgt, un­möglich ist.

Hie und da gelingt es, einen bislang undenkbaren Fortschritt mit einem Trick zu begründen. Zum Bei­spiel steht im Koran nichts von Beschränkung der Kinderzahl pro Familie, aber es steht, dass alle Kinder eine gute Ausbildung bekommen müssen. Nun hat der Staat die Kleinfamilie propagiert, weil die norma­len, armen Väter nicht in der Lage seien, mehr als drei Kinder auszubilden. Mit dieser Begründung wird nun erfolg­reich und mit dem Segen des Ayatollahs Familienplanung betrieben!

Jeder gläubige Schiit muss einen lebenden Gelehrten finden, an den er sich halten kann (die Aussagen verstorbener Gelehrten sind nicht mehr verbindlich). Ein so genannter Mudsch­ta­hid ist einer, der sich bemüht, den Koran auszulegen (dazu muss er sowohl persisch als auch arabisch können, denn nur in arabi­scher Sprache ist der Koran verbindlich. Jede Übersetzung ist nicht mehr original, sondern ist eine Art Inter­preta­tion), wobei während der momentanen „großen Verborgenheit“ (solange man noch auf die Wiederkunft des 12. Imams wartet) alles vorläufig bleibt. [Während die Sunniten die Auslegung des Korans für abge­schlossen halten, bemühen sich die Schiiten immer neu, den Koran zu verstehen]

Besonders verehrt als geistliche Vorbilder – auch an Fürstenhöfen – sind seit langem die Sufis (arab.) oder Derwische (pers.): mystische Gottsucher, die als Bettelmönche umherziehen und in Orden organi­siert sind. [die berühmten Derwische in Konya (Türkei) schreiben persisch; in der Türkei gab es seit 1500 eine extrem schiitische Gruppe]. Dass sie Ali so hoch stellen, ei­gentlich höher als Mohammed selber, ist den Sunniten ein Gräuel!

Wichtigstes Zentrum schiitischer Gelehrsamkeit sind – neben der (letztes Mal erwähnten) Stadt Nadjaf im Iraq (wo das Grab Alis steht) – auch der Südlibanon [im Herrschaftsbereich der schiitischen Hisbollah le­ben Gelehrte, die in engem Kontakt zum Iran stehen] und im Iran die Stadt Qom (Ghum, Kom; 150 km. süd­lich von Teheran). [Dia: die herrliche, goldene Kuppel der Grabmoschee der Fatima (Schwester des 8.Imams].

Ein berühmter Sufi war Ismael, der sich um 1500 aus Anatolien nach Persien aufmachte. Unterstützt von ca. 7'000 todesmutigen, schiitischen Kriegern, den so genannten Qizilbaš (Kisilbasch) gelang es ihm Täb­ris und dann ganz Persien (incl. Afghanistan und Iraq) zu erobern und eine neue Dynastie zu grün­den: die Safawiden. Er hielt sich für den 12. Imam, nannte sich gleichzeitig [nach dem Vorbild der persi­schen Herrscher im 5.Jhdt. v.Chr.] „König der Könige“ (Schah-in-Schah) und wurde von seinen Soldaten für unsterblich angesehen! Er setzte harte moralische Maßstäbe und ließ z.B. 300 Prostituierte ermorden Erst unter seiner Herrschaft wurde – gegen den Widerstand der persischen Bevölkerung – schiitisch (die 12er Schia) zur absoluten Staatsreligion im Iran eingeführt [um 1720 waren aber immer noch ⅓ der Perser Sunni­ten]. [Ein zusätzlicher Satz im Freitagsgebet, der heute noch in Persien gesprochen wird, stammt von Is­ma­el: „auf zum besten allen Tuns“]. Das traumhaft schöne Grabmal Ismaels steht in Ardabil (N.W.Iran, an der Grenze zur ehemaligen Sowjetunion; [Anm.: im Iran ist der Besuch von Moscheen und Grabmälern viel freier als in arab. Ländern]. Die nachfolgenden safawidischen Herrscher waren toleranter, z.B. der mäch­tigste unter ihnen: Abbas I. der Große (reg. 1588-1629), der in Isphahan residierte und – neben kriege­rischen „Heldentaten“ – auch nützliche Dinge tat: Er vermachte sein riesiges Vermögen incl. Bücher etc. und seine Ländereien an Stif­tungen, die bis heute Gutes tun [Amüsantes Détail: eine Fabrik, die originales Coca Cola – eigentlich ein Pro­dukt aus der Küche des Teufels USA - herstellt, wurde mit solchem Geld ermög­licht!].

Obwohl die Schiiten in Persien und anderswo die meisten ihrer Herrscher (sei es Sadam im Iraq oder mongolische Eroberer in Persien) als illegitim weil „ungläubig“ betrachteten, zahlten sie ihre Steuern (vgl. den Ausspruch Christi: „gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist“), aber eine religiös begründete Re­volution ist in ihren Augen nicht nur möglich, sondern erwünscht (nicht so bei Sunniten). Das erklärt den Erfolg und die Begeisterung beim Sturz des Schahs 1979.

(Nach der Pause beantwortet Sigrid Hodel viele Fragen aus dem Publikum, z.B. Unterschied Sunniten – Schiiten [religiöse Grundlage ist dieselbe], Auswüchse der terroristischen Gruppen [Selbstmordatten­täter] sind nicht typisch, sondern verfälschter Islam, in Saudi-Arabien herrscht ein primitiver, untoleran­ter Islam etc. und zeigt anhand der Drusen, was für sympathische, tolerante Richtungen im Islam es auch noch gibt (Gleichberechtigung auch in der Bildung, Wahrheitsliebe, gegenseitige Hilfe etc.).